Bundestreffen Herbst 2008

  1. Bundestreffen, Herbst 2008 in Würzburg

Vielleicht ein Vorwort – ich kam zum Thema SM schon in meiner Jugend, noch bevor ich Christ wurde. Mehr als 20 Jahre hat mich die Spaltung zwischen diesen beiden Themen innerlich fast zerrissen. Darf ein Christ SMler sein?
Vor rund 2 Jahren fand ich im Internet die Webseite des SM-und-Christsein; und relativ bald danach habe ich einige Regionaltreffen in Stuttgart besucht.
Jetzt wurde ich von dort her eingeladen, auf dem 18. SMUC-Treffen in Würzburg Gast zu sein.
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Die Einladung habe ich mit viel Freude und Hoffnung aufgenommen, mit Menschen in Kontakt zu kommen, denen es genauso geht wie mir. Als ich in Würzburg eintraf, war etwa die Hälfte der Teilnehmer dieses Treffens schon anwesend. Obwohl ich niemanden davon kannte, wurde ich unkompliziert mit einem Kaffee begrüßt, und nicht erst groß ausgefragt. Das hilft über allfällige Schüchternheiten gut hinweg. Und los ging’s dann so: Harte Arbeit
Relativ schnell ging es in die Bearbeitung anstehender Themen. Ich konnte spüren, dass hier zuerst eine große Spannung herrschte, um dann an geistlichen Positionen und Grundwerten genauso zu ringen, wie an der vermutlich immer währenden Umsetzung derselben. Ein zentrales Thema hierbei und der Wunsch nach Klärung desselben hat die Anwesenden dazu gebracht, die ursprüngliche Agenda relativ großzügig zu verlassen, um sich den Ergebnissen des letzten Kirchentages zu widmen, und die Frage zu klären, wie es hier weitergehen sollte. Außerdem wurde die Leitungsstruktur neu bestimmt, insbesondere auch diskutiert, wie kurzfristige Entscheide zu fällen sind, welchen Stellenwert Kommunikation haben soll und einige andere Dinge: der Einstieg in Aufgaben, Verantwortung, Kompetenzen.
Mir ist aufgefallen, dass hier durchaus unterschiedliche Positionen vertreten wurden: ob und wann man auf den Kirchentag geht, wie man dort oder anderswo auftreten möchte, mit welcher Botschaft, welche Klippen bestehen,…
Das Zulassen dieser Diversität einerseits und trotzdem einen Konsens zu finden andererseits hat einen großen Teil des Freitags und Samstags benötigt, aber wie ich als „Frischling“ sagen möchte, recht erfolgreich. Meinungen wurden diskutiert und offen über Stärken und Schwächen des Kreises geredet, ohne dass es in einen negativen Kreislauf gemündet wäre. Mir scheint jedenfalls bei den Teilnehmern des Treffens doch eine gute Vertrauensbasis zu bestehen. Abschließender Konsens scheint mir – subjektiv gefärbt – zu sein, dass man wieder auf den Kirchentag gehen will: aber mit ausreichender Vorbereitung für die, die teilnehmen, sowie einem kräftemäßig ebenso ausreichenden Team, sowie auch dem sich selbst Hinterfragen, wann man ein Gespräch an jemand Anderes abgeben sollte.
Um dieses praktisch greifbar werden zu lassen, gipfelte der Spätnachmittag dann in einem Rollenspiel, in dem Gesprächssituationen nachgespielt wurden: auf der einen Seite Menschen, die mit SM ein geistliches oder weltliches Problem haben, auf der anderen Seite Vertretern des SMUC, die an diesem Szenario versucht haben, ihre Fähigkeiten des Zuhörens, Fragens und Argumentierens zu üben und zu verfeinern. Es zeigte sich, dass in einem von der Gegenseite kritisch und vielleicht auch polemisch geführten Gespräch, selbst mit einem entsprechenden Argumentatorium ausgestattet, trotz alledem solche Differenzen bestehen bleiben können, dass wir als SMUCies das Thema dann auch in Gottes Hand stellen müssen und nicht alles auf die überzeugungskarte setzen müssen. Praktisch war es daher eine sehr gute übung für alle, um die jeweils eigenen Standpunkte zu prüfen, aber auch die eigenen rhetorischen Fähigkeiten zu erproben. Ich selbst durfte quasi Advocatus Diaboli spielen und SMUCies inhaltlich angreifen. Ich ahnte ja gar nicht, dass ich auch eine sadistische Ader haben kann J….
Beeindruckend fand ich auch, dass sich einige SMUCies mit dem Thema Christsein in der Welt so positionieren, dass Menschen aus der „normalen“ SM-Szene einen Ansprechpartner haben, mit der Hoffnung, hier, an dieser für manch andere sehr dunklen Ecke der Schöpfung, ein Licht anzuzünden. SMUC geht es nicht darum, Christen zu SM zu missionieren, aber Menschen aus dem SM Umfeld mit Christus in Kontakt zu bringen.
Aus meiner Sicht war das Arbeitsergebnis des Wochenendes jedenfalls gut: neben der Führungsthematik eben auch inhaltlich Dinge, praktische Aspekte etc.
Er weidet mich auf einer grünen Aue: Feste feiern
Neben all dem Arbeiten kam auch das Feiern nicht zu kurz. Samstagabend war eine Party mit guter Musik angesagt (ich durfte CDs beisteuern, also MUSS es gute Musik sein); aber auch das regelmäßige miteinander Essen war an sich schon jedes Mal ein kleines Fest. Nicht nur das Essen selbst, das oft höchst vergnüglich war: es wurde viel gelacht, sondern auch Vor- und Nachbereitung gerade in der Gemeinschaft waren schön.
Die samstägliche Party kann ich persönlich am Besten unter das Motto „Er weidet mich auf einer grünen Aue“ setzen, für mich war das sogar tiefgrün. Ich kann dazu nur sagen, dass ich mich das erste Mal im meinem Leben vollständig so richtig angekommen und angenommen fühlte, gerade weil ich so sein durfte, wie ich bin: nicht versteckt in einer dunklen Ecke der Welt, sondern klar vor Gott und den Menschen sichtbar. Geist, Seele, Körper waren im Gleichklang, wie ich es mir immer gewünscht habe: man fliegt förmlich.
Der krönende Abschluss: Gottesdienst
Der krönende Abschluss bestand am Sonntag in einem gemeinsamen Gottesdienst mit Abendmahl, zu dem alle einen Beitrag hatten. Ein wenig Schmunzeln musste ich bei einem Lied, bei dem es darum geht, dass Gott uns unsere Ketten löst – für die Hälfte der SMUCies bedeutet das ja, dass diese erst mal angelegt werden müssten…
Aber das Erlebnis, erstmals mit Christen, die ebenfalls SMler sind, im Gottesdienst vor Gott zu sein, in genau der Art, wie wir sind und ohne sich verstecken zu müssen, war schon einzigartig; ich denke, ich war nicht der einzige, der Tränen vor Freude vergossen hat.
SMUC kann und will sicher nicht eine normale Gemeinde ersetzen, aber hier besteht ein Angebot, das anderswo selten einen Raum hat. Manche Lebenslast mag nicht einfach so weggehen, z.B. wenn der Partner kein SMler ist, aber im Wissen und Fühlen dieser besonderen Gemeinschaft kann dies etwas leichter getragen werden. Ich selbst sehe voller Dankbarkeit auf meine eigene „Vanilla“-Partnerin, die sich aber meine Themen doch wenigstens anhört (und auch diesen Artikel vorab gelesen hat und gut findet).
Grussworte
Ich bin froh, beeindruckende, positive Menschen mit einer klaren christlichen Haltung und meiner Neigung kennengelernt zu haben. Zündet Eure Kerzen in dieser Welt munter weiter an!
So bleibt mir abschließend noch der Ausblick: eine tiefe Dankbarkeit, die buchstäblich unter die Haut geht, und die Hoffnung, beim nächsten Mal dabei zu sein, und auch sonst aktiv beizutragen.
Man sieht sich…
WaltKaye