Kirchentag 2017 in Berlin

Kirchentag 2017 in Berlin – oder warum es sich lohnt, hier im Arbeitskreis mitzuwirken. Ein Bericht von Markus, der für den Arbeitskreis mit dabei war.

Das Vorbereitungstreffen zum Kirchentag 2017 bedeutete für mich gleich einer ganzen Reihe von Menschen erstmals persönlich zu begegnen. Menschen aus ganz Deutschland. Menschen mit großer Leidenschaft für Gott. Und für die intensive Form von Sexualität, die sich im Machtgefälle von bdsm entfaltet.

Als ökomenischer und übergemeindlicher Arbeitskreis sind die Menschen hier noch bunter, als Christi Leib es ansonsten ohnehin schon ist. Nix mit schwarz als Dresscode oder alle in Lack und Leder. Mir war klar, hier gehöre ich hin.

Am nächsten Morgen beim gemeinsamen Standaufbau im „Markt der Möglichkeiten“ des Kirchentags, kurz vor der eigentlichen Öffnung unseres Bereichs steht plötzlich eine junge Frau vor uns und schaut sich unsicher um: Sie hat sich abgesetzt von Ihrer Gruppe erzählt sie und blickt nochmal über die Schulter. Die sind jetzt alle bei…und sie wollte unbedingt mit jemandem sprechen.

Dann kommt die ganze Not heraus, mit dem so-sein, anders-sein, ob-ich-das-darf, was-ist-wenn-das rauskommt…

Eine gute halbe Stunde hatten wir ungestört Zeit miteinander zu sprechen. Sie ließ sich ein, mit ihren Sorgen und Unsicherheiten gesehen und ein Stück weiter begleitet zu werden. Sie ließ sich Mut zu machen, Gott bezüglich seines sie-so-liebens-wie-sie-ist eine ganze Menge mehr zuzutrauen, als sie bislang zu glauben bereit war. Auf Ihre Fragen hin konnte ich nach und nach erzählen, wie herausfordernd und gut das Führen-und-Folgen in einer Ds-Paarbeziehung im Alltag sein kann. Oder auch von der besonderen Kraft und Beweglichkeit beider Partner in der Sicherheit eines klar erlebbaren „Ja“ zueinander. Davon, wieviel leichter und konstruktiver gemeinsam Konflikte lösbar sind, wenn beide Partner wirklich zu sich selbst stehen. Und damit auch zueinander. Wie sich im bdsm aufgestaute Gefühle und Spannungen wirksam in ein wohliges Miteinander umsetzen lassen. Und wie all dies letztlich in einer stabilen, sicher gebundenen Familie – ruhend auf der tiefen gegenseitigen Hingabe beider Partner – münden kann.

„An der Liebe untereinander soll die Welt erkennen, dass Ihr meine Jünger seid“ (Johannes 13,35) fällt mir ein, als ich nach unserem Gespräch noch mit einem Lächeln da stehe. Die Begegnung, die gerade stattgefunden hat, trägt ganz klar Gottes Handschrift. Meine Gesprächspartnerin brauchte keine differenzierte theologische Analyse (dann wäre ganz klar ein Anderer ihr Ansprechpartner gewesen). Sondern einen Praktiker wie mich, der ihr aus gemachter Erfahrung davon berichten kann, wie viel Segen darin liegt, Gottes „Ja“ zu mir (er sieht wie ich wirklich bin) ernst zu nehmen.

Und ich bleibe dankbar zurück, weil ich Gott für all das Gute und Mutmachende, von dem ich berichten konnte, die Ehre geben kann.

An unserem Stand gab es noch viele interessante Unterhaltungen. Oft waren wir alle gleichzeitig im Gespräch. Die Bandbreite reichte von einem etwas distanzierten: „wasss für ein Arbeitskreis seid Ihr???“ bis zum: „bdsm und Christsein passt doch locker zusammen – wozu braucht es da einen Arbeitskreis?“ einer Gruppe Berliner Studenten.

Wozu wir gebraucht werden? Meine Antwort darauf findet sich im Zustandekommen des oben geschilderten Gespräches: Im Abholen von Geschwistern aus ihrer individuellen Situation und manchmal auch Sackgasse.

Weil wir eine ziemlich bunte Truppe sind, wird Euch jeder von uns eine etwas andere Antwort auf die Frage nach dem Sinn eines ökmenischen Arbeitskreises „bdsm und Christsein“ geben. Nimm Dir also Zeit, den für Dich passenden Gesprächspartner unter uns zu finden.

Vielleicht sehen wir uns ja auf dem Kirchentag 2023 in Nürnberg?

Markus