Monat: Dezember 2023
Albrecht
Als Sechsklässler laß ich Karl May „die Sklavenkaravane“. Als ich an die Stellen kam, mit der Aussortierung der Frauen, mein Herz schlug schneller und noch schneller. Das blieb so, auch als ich größer wurde. Karl May hat da noch andere Stellen. Geschichten über die Versklavung von Frauen unterlegenen Völker, gab es bei vielen antiken Sagen und Geschichten über Geschichte. Mit meiner Phantasie konnte ich mir viele Geschichten zusammen spinnen.
Aber ich bin auch Christ und sehr stark mit der Kultur der Purity Kultur konfrontiert. Das waren zwei Richtungen, welche mir sehr wichtig waren. Aber wie zwei Züge welche in unterschiedlichen Richtungen unterwegs waren, und ich auf beiden Plattformen stand, so fühlte ich mich lange Zeit. Wie sollte Gott einen Menschen wie mich liebhaben können? Ich war gedanklich schon lange dabei mich durch einen klaren Schritt des Problems zu entledigen. Damals gab es noch kein Internet. Ich fühlte mich alleine auf der Welt. Nur einer wusste davon und der würde mich gewiss verurteilen, wenn ich dann endlich gestorben wäre. Ich begann freikirchlich Theologie zu studieren und hatte plötzlich Zugang zum Internet. Dort lernte ich, dass ich nicht der einzige war, der so fühlte. Mein Empfinden hat einen Namen. Zusammen mit den Werkzeugen, welche ich aus dem Studium für mich erschlossen habe, konnte ich mein So-sein anders einordnen. Die Mitarbeit in dem ökumenischen Arbeitskreis für BDSM und Christsein bestärkt diese Arbeit in mir selbst. Ich fühlte mich als zu alt eine Beziehung zu suchen. Aber ich bringe meine Phantasien zu Papier, elektronisches Papier. Durch meine Mitarbeit im Arbeitskreis möchte ich anderen Menschen, die sich in einer ähnlichen Zereißprobe befinden, zeigen dass es einen Weg zur Vereinnehmlichung gibt.
Andreas
Hallo ich bin Andreas (45) aus dem schönen Unterfranken.
Gut katholisch, benediktinisch geprägt, homosexuell und im BDSM ein Sub.
Schräg? Ja!
Passt nicht zusammen? Dachte ich lange auch.
Aber geht! Geht sogar gut!
Mein Leben ist bunt erfüllt.
Mein Christsein ist schon vielfältig. Benediktinisch geprägt empfinde ich das Stundengebet als wohltuend. Durch langjährige Jugendarbeit und Fresh X schätze ich neue, moderne, kreative Formen des Gottesdienstes.
Als Liebender bin ich schwul. Als BDSMler Sub, devot. Darin finde ich in vielen Ausprägungen lustvolle Erfüllung.
Sünde? Nein!
Das Leben zu leben, zu meistern und zu genießen, empfinde ich als eine große Gnade die mir als Mensch gegeben ist.
Und mit einem barmherzigen Gott an meiner Seite muss ich keine Angst haben.
Mein Gott ist barmherzig. Mein Master nicht immer.
LGBTQIA+ und BDSM-und-Christsein.de
Der Vorwurf der Engstirnigkeit an uns als Christen ist aus meiner Sicht nicht weit hergeholt. Wir beziehen uns über alle konfessionellen Grenzen hinweg auf den einen Christus, der von sich selbst sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben…niemand kommt zum Vater als nur durch mich“ (Joh. 14,6).
Rumms, die Tür zu für alternative Gottesbilder oder eine unverbindlich-gestaltlose Spiritualität. Eine Wahrheit, ein Weg, ein Leben nur aus Jesus. Und der hinterlässt uns ein neues Gebot, kurz bevor er am Kreuz von Golgatha sagt: „Es ist vollbracht“: „An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“ (Joh. 13,35).
Gott hat es gefallen, uns alle so kunterbunt-verschieden zu machen, wie wir sind. Eine Facette dieser Buntheit sind wir hier als Christen, die gleichzeitig BDSMler sind. Gerne halte ich darum die Regenbogenflagge hoch als Gegenbewegung zu menschengemachter Ausgrenzung. Gott liebt alle Menschen. Alle? Ja, alle. Wirklich alle.
Wenn man sich nun bei Wikipedia das „Q“ von LGBTQIA+ „Queer“ ansieht, findet man die am weitesten offene Definition von queer, die alle Menschen inkludiert, „die der gesellschaftlichen Norm nicht entsprechen oder nicht entsprechen wollen“
Jesus hat sich genau diesen Menschen immer wieder zugewandt. Und uns die Aufforderung hinterlassen, es ihm nachzutun. Und wir sind – zumindest unter dem Dach christlicher Kirchen – eben diese Menschen, „die der gesellschaftlichen Norm nicht entsprechen“
Nur ein Gott – ja! Aber seine Liebe ist groß genug für alle Menschen. Egal wie deine sexuelle Identität aussieht.