Kategorie: Menschen
Albrecht
Als Sechsklässler laß ich Karl May „die Sklavenkaravane“. Als ich an die Stellen kam, mit der Aussortierung der Frauen, mein Herz schlug schneller und noch schneller. Das blieb so, auch als ich größer wurde. Karl May hat da noch andere Stellen. Geschichten über die Versklavung von Frauen unterlegenen Völker, gab es bei vielen antiken Sagen und Geschichten über Geschichte. Mit meiner Phantasie konnte ich mir viele Geschichten zusammen spinnen.
Aber ich bin auch Christ und sehr stark mit der Kultur der Purity Kultur konfrontiert. Das waren zwei Richtungen, welche mir sehr wichtig waren. Aber wie zwei Züge welche in unterschiedlichen Richtungen unterwegs waren, und ich auf beiden Plattformen stand, so fühlte ich mich lange Zeit. Wie sollte Gott einen Menschen wie mich liebhaben können? Ich war gedanklich schon lange dabei mich durch einen klaren Schritt des Problems zu entledigen. Damals gab es noch kein Internet. Ich fühlte mich alleine auf der Welt. Nur einer wusste davon und der würde mich gewiss verurteilen, wenn ich dann endlich gestorben wäre. Ich begann freikirchlich Theologie zu studieren und hatte plötzlich Zugang zum Internet. Dort lernte ich, dass ich nicht der einzige war, der so fühlte. Mein Empfinden hat einen Namen. Zusammen mit den Werkzeugen, welche ich aus dem Studium für mich erschlossen habe, konnte ich mein So-sein anders einordnen. Die Mitarbeit in dem ökumenischen Arbeitskreis für BDSM und Christsein bestärkt diese Arbeit in mir selbst. Ich fühlte mich als zu alt eine Beziehung zu suchen. Aber ich bringe meine Phantasien zu Papier, elektronisches Papier. Durch meine Mitarbeit im Arbeitskreis möchte ich anderen Menschen, die sich in einer ähnlichen Zereißprobe befinden, zeigen dass es einen Weg zur Vereinnehmlichung gibt.
Andreas
Hallo ich bin Andreas (45) aus dem schönen Unterfranken.
Gut katholisch, benediktinisch geprägt, homosexuell und im BDSM ein Sub.
Schräg? Ja!
Passt nicht zusammen? Dachte ich lange auch.
Aber geht! Geht sogar gut!
Mein Leben ist bunt erfüllt.
Mein Christsein ist schon vielfältig. Benediktinisch geprägt empfinde ich das Stundengebet als wohltuend. Durch langjährige Jugendarbeit und Fresh X schätze ich neue, moderne, kreative Formen des Gottesdienstes.
Als Liebender bin ich schwul. Als BDSMler Sub, devot. Darin finde ich in vielen Ausprägungen lustvolle Erfüllung.
Sünde? Nein!
Das Leben zu leben, zu meistern und zu genießen, empfinde ich als eine große Gnade die mir als Mensch gegeben ist.
Und mit einem barmherzigen Gott an meiner Seite muss ich keine Angst haben.
Mein Gott ist barmherzig. Mein Master nicht immer.
Betty
Dass lustvolles Unterlegensein etwas mit meiner Persönlichkeit zu tun hat, weiß ich seit dem Grundschulalter. Als ich mit ca. 17, 18 Jahren einen Begriff dafür hatte, begann ein langer Kampf – so wollte ich nicht sein und es schien mir im Widerspruch zu meinem Glauben. Ich schwor dem Masochismus ab, Gott zuliebe, und zunächst fühlte sich das gut an. Ich merkte aber in den folgenden Jahren, wie Gott immer wieder gerade im Gebet, in der Auseinandersetzung über mein Leben, auf Exerzitien, genau diese Seite von mir ansprach. Oft, nein, stets zum großen Unverständnis meiner geistlichen Begleiter, die meinten, mich eher aufbauen als erniedrigen zu müssen. Aber Gott, der mich kennt, weiß, dass „mich aufbauen“ genau das heißt: mich auf die Knie zu bringen vor seiner Größe. So ist Gott mein primärer und liebster Dom geworden und ich begreife mich als sein gewolltes Geschöpf, mit all meinen Fantasien und Neigungen, und fühle mich pudelwohl in seiner Führung.
Allgemein ist Sexualethik das liebste Gesprächsthema zwischen Gott und mir. Ich bin katholisch und somit mit jeder Menge moralischen Annahmen aufgewachsen, die ich in Frage stellen, über Bord werfen, untersuchen, korrigieren und teilweise am Ende doch wiedereinsetzen kann. Es ist eine spannende Suche, und ich freue mich, im Arbeitskreis endlich Menschen gefunden zu haben, mit denen ich mich darüber austauschen kann.
Ich bin in den 80ern geboren und lebe verheiratet in Franken.
Markus (Raum Berlin)
Von Markus gibt es auch einen Bericht zum Kirchentag 2023.
Als ich acht Jahre alt war, schaute ich mir im Kreis meiner Familie einen Fernsehfilm an. Wüstenräuber überfielen eine Karawane und legten die erbeuteten Frauen in Ketten. Die Gefühlsexplosion, die diese Bilder in mir auslöste, stellte alles in den Schatten, was ich bis dahin empfunden hatte. Ich lief ins Bad, weg von den Anderen. Bloß weg von den Anderen. Mit 8 war ich überzeugt, dass ich herausgeworfen würde aus der menschlichen Gemeinschaft, wenn jemand merkt, was da in mir tobt. Das war 1979 in einem schwäbischen Dorf. Google, mit all seinen Möglichkeiten, ging erst 18 Jahre später online.
Dieses „Bloß weg von den Anderen“ blieb mein innerer Begleiter. Über dreieinhalb Jahrzehnte habe ich das Versteckspiel und damit meine Maske perfektioniert. War nie wirklich in Beziehung gegangen. Zu monströs erschien mir das, was in meinem Inneren lauerte. Und das keinesfalls entdeckt werden durfte. Selbst Menschen, die glaubten mir nahe zu stehen, kannten mich nicht wirklich.
Mit meinem Christwerden 2003 verschärfte sich mein innerer Konflikt. Und anders als an vielen anderen meiner Baustellen hat Gott mir für mein pervers-sein keine Veränderung geschenkt. Trotz vieler Jahre des Gebets.
Endlich, 2013 gab ich es auf, ein Anderer werden zu wollen. „Normal“ sein zu wollen. Zerbrach. Ließ mich von Gott aus meiner Sackgasse herauslieben. Veränderte mein Leben grundlegend. Erzählte meinen Freunden die Wahrheit über mich und legte so nach und nach den Sumpf aus Lügen und Geheimnissen in meinem Leben trocken.
10 Jahre sind seither vergangen. Bezüglich vieler Aspekte bin ich inzwischen zu dem Mann geworden, den ich mir damals als Mentor gewünscht hätte. Ton, geformt von Gottes Hand. Ein Ausdruck dieser Entwicklung ist die Bereitschaft, Christi Leib zu dienen. Übergemeindlich, ökomenisch. Wenn Du Dich also allein mit Dir in Deinem so&so-anders-sein fühlst, sprich mich an: markus@bdsm-und-christsein. Du findest in mir einen Glaubenspraktiker mit reichlich reinigendem Zerbruch im Leben. Und voll Dankbarkeit für die tiefen Beziehungen, die so ermöglicht werden.
Die gute Nachricht des Evangeliums gilt für Dich&Mich. 100%. Jesus sagt „Es ist vollbracht.“ (Johannes 19,30)
Auf unserem Bundestreffen im Februar 24 führte uns Andreas in die Erarbeitung von Psalmen ein. Das hier ist meiner:
Stephan (Hamburg, Norddeutschland)
Das Bild zeigt mich auf dem Kirchentag 2005 in Hannover. Dieser Kirchentag war der erste, bei dem wir einen Infostand hatten.
Beim Arbeitskreis bin ich dabei, seit es ihn gibt. Zwischen meinem Glauben und meinen sexuellen Neigungen habe ich nie Konflikte gehabt, aber ich finde das Thema, gerade diese Schnittstelle, sehr interessant.
Es gibt sehr viele Vorurteile gegenüber dem Christensein, auch, dass es mit einer Guten Sexualität nicht vereinbar sei. Das höre ich vor allem von Nichtchristen und ehemaligen Christen immer wieder. Viele Menschen haben es auch genau so erlebt. Aber diese Geschichten standen für mich im Gegensatz zu meinem Glauben, dass die göttliche Schöpfung gut ist und gerade wegen der sexuellen Fortpflanzung überall wunderschön. Für mich hat der Glaube ganz viel mit Lebendigkeit zu tun, wie auch die Erotik.
Wenn Menschen ihren Frieden in der Enthaltsamkeit finden, kann ich das gut nachempfinden. Askese ist wirklich gut und macht frei. Für mich stand aber immer fest, dass ich ein weltliches Leben mit alles, was dazu gehört brauche. Mein Denken ist sehr philosophisch und daher kennt mein Glaube auch keinen Widerspruch zu den Naturwissenschaften.
Im Arbeitskreis haben wir uns bei den ersten Treffen schon mit den destruktiven Formen von Religion beschäftigt und gemerkt, wie wir uns von ihnen befreien können. Gemeinschaft zu haben und dabei voneinander zu lernen ist mir sehr wichtig. Sonst kreist man in seinen Gedankenwelten nur um sich selbst.
Mir sind Gespräche über Sexualität und Glauben wichtig, weil ich in beiden Bereichen viel gelernt und mich weiter entwickelt habe. Viele Meschen meinen Sexualität passiert einfach irgendwie, darüber kann man nicht reden. Aber so hätte ich die intensive, spirituelle Seite der Sexualität nie entdeckt.
BDSM bedeutet für mich die Hilfsmittel und Rollenbilder, die da sind, dort zu verwenden, wo es vernünftig und langfristig gut ist. Mein Weg in die BDSM-Szene der 2000er Jahre war ein Weg der Befreiung. Endlich konnte ich mit vielen Menschen offen Reden und auch Partner zur Realisierung finden.
Heute ist alles noch viel größer und differenzierter, aber der Weg in die „sexpositive“ Freiheit steht nach meinem Eindruck noch ganz am Anfang. Für mich ist es wie der Auszug aus Ägypten, aus der ungerechten Welt des Patriarchats, hinein in die selbst gewählter und gestalteter sexueller Identitäten. Das die konsensuelle Sklavenhaltung dazu ein Weg ist, hat eine gewisse Ironie, ist aber authentisch. Denn im Konsens liegt darin Freiheit.
Michael
Von Michael haben wir ein Testimonial als Audiodatei erhalten:
Petra (Raum Norddeutschland)
Petra@bdsm-und-christsein.de
Also, mit wem habt ihr es zu tun, wenn Ihr mir schreibt:
eine 54 jährige Frau, die aus Schleswig Holstein stammt, gläubige Christin ist, 25 Jahre mit einem nicht SMler verheiratet war und seit 2015 verwitwet ist. SMuC durfte ich 2005 auf dem Hannover Kirchentag kennenlernen und war sehr dankbar Gleichgesinnte zu treffen.
Mein Motto:
Ich bin Christin nicht nur Weihnachten und Ostern, sondern jeden Tag!!! Man hat die Veranlagung, das Gefühl von Dominanz und Unterwerfung/ Devotsein auch nicht nur zweimal im Jahr. SM ist einfach nur sehr schön, aufregend und prickelnd erotisch. Aber auch hart, demütigend und ich kann mich „klein“ und „unten“ fühlen…. Die thematische Auseinandersetzung zu beiden Bereichen, SM aus der „Schmuddelecke“ rauszuholen , ohne Diskriminierung offen in der Gesellschaft zu seiner Neigung stehen zu können ist meine persönliche Zielsetzung. Dafür engagiere ich mich.
Das Leben empfinde ich als bunt, interessant und vielfältig. Am liebsten genieße ich die Natur auf 2 Rädern mit vielen PS unterm Sitz…
Karin (Raum Heidelberg)
Karin@sm-und-christsein.de
Wenn ich einen Steckbrief schreiben müsste, würde ich wahrscheinlich so anfangen:
Mein Name: | Karin |
Erscheinungsjahr: | 1966 |
Familienstand (neudeutsch: Beziehungsstatus): | geschieden, zwei jungerwachsene Töchter |
Heimat geographisch: | Baden-Württemberg (nördlich) eine Ministadt (Dorf) zwischen Karlsruhe und Heidelberg |
Heimat geistlich: | freikirchliche Gemeinde |
Jesus Christus: | mein Retter, die Grundlage meines Glaubens, das Fundament meines Lebens. In diesem Sinne bin ich eine „Fundamentalistin“ |
BDSM: | meine Leidenschaft |
Warum bin ich im Arbeitskreis?
Ich möchte die Welt verändern – na ja –eher ein klein wenig die Öffentlichkeitsarbeit mitgestalten mit dem Ziel, in Kirche und Gesellschaft größere Offenheit und Akzeptanz im Umgang mit sexuellen Neigungen zu erreichen. Ja und die BDSMer dürfen wissen: fromm sein muss nicht lustfeindlich bedeuten. Ganz nebenbei ist es wunderbar, mit Menschen die den Glauben bejahen und BDSM leben, befreundet zu sein, sich austauschen zu können und und und
Aber Steckbrief schreiben – das liegt mir nicht so wirklich. Ich freue mich über jede/n, der sich durch unsere Homepage angesprochen fühlt und mit uns ins Gespräch kommt. Herzlich willkommen.
Mich könnt Ihr persönlich auch auf folgenden befreundeten Stammtischen treffen:
Heidelberg: Stammtisch Schlagabtausch (jeden Donnerstag ab 20 h)
Waiblingen: Gesprächskreis SundMehr (jeden letzten Freitag im Monat 20 h)
Karin
Kalle (Raum Koblenz)
Ich bin Kalle, 46 Jahre alt und wohne in der Umgebung von Koblenz. Als überzeugter Christ habe ich meine geistige Heimat in der evangelischen Landeskirche gefunden, in der ich auch seit Jahren aktiv mitarbeite.
Vor gut 8 Jahren entdeckte ich immer mehr meine sadomasochistischen Neigungen. Sicherlich waren diese schon immer vorhanden, jedoch schlummerten sie noch im Verborgenen.
Der festen Überzeugung, dass ich wohl der einzige Christ mit solchen Neigungen sei, durfte ich dann bei SMuC sehen, dass es auch noch andere Menschen gibt, die sowohl Christen als auch SMler sind. Das half mir beides „unter einem Hut“ zu bringen und deshalb ist es mir ein Anliegen, auch anderen Menschen zu helfen, die damit ein Problem haben.
Ich stehe gerne für gute und lange Gespräche, gerne auch persönlich bei einer Tasse Tee, zur Verfügung.