Pressespiegel Kirchentagsstand 2023

In der taz erschien ein guter Artikel über uns und unseren Stand auf dem Kirchentag in Nürnberg.

In Spiegel online haben wir es sogar in die Überschrift geschafft.

Radio FFN brachte einen interessanten Beitrag. Ein Gespräch mit Markus am Stand.

Der Podcast Anders Amen besuchte uns wie in der Folge zuvor angekündigt am Stand.

Podiumsdiskussion zum Thema SM und Glaubensfragen

Am 20. Oktober 2001 in Hamburg
Brennpunkt: „Über Gott und die Welt“ – SM & Glaubensfragen

Eine Redaktionsbeitrag von Andrea

Können SMer praktizierende Christen sein? Und wenn ja – wie rechtfertigen Anhänger einer lustfeindlichen Amtskirche ihre Leidenschaften vor dem Glauben an ihren Gott?
Für viele Atheisten mag dieses Thema in erster Linie großes Gähnen auslösen. In einer Gesellschaft deren Werte sich zugunsten einer „persönlichen Selbstherrlichkeit“ verschieben, in der nur bissfeste Einzelkämpfer erfolgsgekrönt werden, in der ist wenig Platz für Glauben an höhere Mächte.
Heutige Paradiese liegen im Mittelmeerraum und zum Erreichen braucht es keinen Gott, sondern Charter per American Express. Alternativ findet der wahre Atheist sein Seelenheil in Selbstreflektion und „hoffnungsloser“ Wissenschaft, aber eines ist klar: Christen sind Langweiler in Birkenstocksandalen und Norwegerpullovern, die sich ihr letztes Plätzchen in Kirchenchor und Männergruppe gesichtet haben. Ein antiquiertes, fades Grüppchen eben, weit entfernt von lustvollen Grenzgängern SMiger Lebensart. Soweit zum Klischee.
Wer am 20.Oktober in Hamburg der Einladung des „Arbeitskreis SM & Christsein (SMuC)“ zur Podiumsdiskussion „Über Gott und die Welt“ folgte, der wurde schnell eines besseren belehrt. Erwartungsgemäß interessierten sich leider nur wenige ungläubige „Löwen“ für ihre „Brüder und Schwestern im Geiste“, aber das tat dem ebenso spannenden wie fröhlichen Abend keinen Abbruch.
Knapp 30 gut gelaunte Zuhörer tummelten sich im Cafe Sittsam um in Lack und Leder über SM & Christlichen Glauben zu diskutieren, wodurch das Klischee des Norwegerpullis bereits zu Beginn Lügen gestraft wurde. Inhaltlich und menschlich überzeugten die Diskutanten auf dem Podium. Darunter ein SM praktizierender Pastor, der fernab bigotter Kanzelreden über die Ähnlichkeit von SM & Glauben berichtete. „Beides habe mit der Hingabe und dem Wissen zu tun, dass etwas existiert, das größer ist als ich. Dass ich mich manchmal wehre, nicht mehr weiter weiß und nach einem langen, intensiven Abend mit einem blauen Arsch wieder aufgefangen werde“. Sympathische Worte eines Gottesmannes, dessen selbstverständliche Offenheit in diesen zwei kurzweiligen Stunden überzeugender war als jede Bibelstunde.
Es müsse keinen Widerspruch zwischen SM Sexualität und christlichem Glauben geben, darin waren sich alle Anwesenden schnell einig. Die Verbindung läge in der Suche nach tiefen Gefühlen und der Möglichkeit des Ankommens. Lustvoll extremes Empfinden durch Körper und Geist, würde ja genau durch Ruhepol, Sicherheit und Reflektion des Glaubens ergänzt. Andere Stimmen sprachen zurückhaltend von der schwierigen Auseinandersetzung, große Lust nach persönlichen Fetischen mit uneingeschränktem Glauben in Einklang zu bringen.
„Ich bin ein zerrissener Mensch zwischen dem was ich begriffen habe und dem was ich fühle. In manchen Momenten trennt mich mein Material von Gott. Ich fühle Jesus und begehre meine Wollust.“ Ein anderer Christ formuliert wiederum die Parallele: “ Jesus ist mein Gott und mein Diener. Es geht um gegenseitige Hingabe. Sowohl in meinem Glauben, als auch durch eine Sexualität innerhalb des Menschenbildes, in dem respektvoller SM durchaus seine Berechtigung hat“.
Eine klare Ethik-Diskussion also, die für so manchen Atheisten prächtiges Diskussionsfutter, aber auch erfreulich moderne christliche Ansichten transportiert hätte. So war das deutliche Fundament des Abends die Erkenntnis, dass die persönliche Entscheidung einer Bindung an Christus als Fundament christlicher Glaubenslehre, nicht mit verhärteter Kirchentradition einhergehen müsse. Unter dieser Prämisse fielen konkrete Beispiele ebenso deutlich wie lebensnah aus dem Rahmen: die Frage nach „Knieen“ im SM-Kontext versus religiöser Ehrerbietung, wurde durch Aussagen „Gott ist nicht über mir, sondern neben mir“ verständlich entkräftet. Und oben genannter Pastor brachte die Gretchenfrage intimen Interesses lächelnd auf den Punkt: „Ich habe im Schlafzimmer keine religiösen Symbole und im Arbeitszimmer kein Andreaskreuz. SM & Glaube trifft sich nicht im Sakrileg, sondern darf nebeneinander harmonieren. Gott ist für mich der Halt – auch in SM, nicht der Widerspruch“. Ein Mann übrigens, der sich auch innerhalb seiner Gemeinde für einen funktionierenden Weg des „Halboutings“ entschieden hat, indem er den Ring der O offen trägt ohne seine Sexualität verbal zu thematisieren. Hin und wieder werde der Hintergrund des Rings erkannt und nach kurzer Verwunderung ignoriert. Es ist eben kein Thema für die Amtskirche. Zumindest noch nicht. Oder wie ein anderer Teilnehmer formuliert: „auch wenn Christen somit einen doppelt schweren Outing-Weg in einer Vereinigung gehen müssen, die ihre eigene Lehre nicht begriffen hat.“ Klare Worte.
Nein, es war sicherlich kein Treffen verhuschter Glaubensbrüder. Die Menschen dieser Diskussionsrunde gaben ein positives Bild lustvoller, reflektierter und so gar nicht fremdbestimmter Lebensweise ab. Zweimal jährlich trifft sich der – übrigens nicht konfessionsgebundene – Arbeitskreis aus zwischenzeitlich knapp 100 Personen bundesweit, um miteinander zu sprechen und zu feiern. SM & Gottesdienste, alles zu seiner Zeit.
Ein bisschen mehr Toleranz von nichtgläubigen SMern wünschen sie sich. Nicht in die alternative Ecke gestellt zu werden und dass die Ethikdiskussion in unserer Szene ein wenig mehr Platz bekommt. Unverkniffen und ohne Bekehrungsanliegen. Und ganz langsam wollen sie ihre Existenz auch in ihre eigenen religiösen Institutionen tragen, auf Kirchentagen präsent sein, für positive Aufklärung sorgen. Ein mutiges und unterstützungswürdiges Anliegen das so einige Widerstände überwinden werden muss. Ob Glaube Berge versetzen kann?
Zumindest war an diesem Abend eines spürbar: daß Glaube der von Menschen getragen und gelebt wird, ein Fundament mit vielen Möglichkeiten sein kann. Daß er Glück und Offenheit spürbar macht, – fernab üblicher Klischees.
(c) Andrea Schneider

Erster Presseartikel über den Arbeitskreis

taz Berlin lokal Nr. 6171 vom 20.6.2000 Seite 23 Kultur
von Kathrin Passig

mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Warum tut es weh, wenn ich bete?

In kalten Gemäuern knien und sich gehorsam einem fremden Willen unterwerfen: Am Wochenende traf sich in Berlin der „Arbeitskreis SM und Christsein“. Die Teilnehmer unterhielten sich ganz offen über intimste religiöse Neigungen Ein bisschen arg jung und rotbackig sieht der „Arbeitskreis SM und Christsein“ aus, der im Garten der Jugendbildungsstätte Kaubstraße umgeben von Cola-Kisten sitzt.
„Seid ihr die perversen Christen?“ erkundige ich mich taktvoll. „Nein“, teilt man mir mit, „Christen schon, aber keine Perversen.“ „Wo tagen die denn?“ – „Einmal ums Haus und dann durch die blaue Tür wahrscheinlich.“ Pause. „Da willst du wirklich hin?“ Einmal ums Haus hinter der blauen Tür tagt der vor einem Jahr gegründete Arbeitskreis dann wirklich.
Da es ihn bisher nur als überregionale Organisation gibt, sind die Teilnehmer aus den entferntesten Ecken Deutschlands angereist, um sich Fragen zu stellen: „Wem sag ich was?“ „Wie sag ichs meinem Partner?“ Und: „Was bedeutet SM im theologisch-sexualmoralischen Lichte besehen, insbesondere vor dem Hintergrund eines Arbeitsrechtsverhältnisses mit einem Tendenzbetrieb, der Liebe in erster Linie ,Agape‘ buchstabiert und mit, Eros‘ immer noch Probleme hat?“ Als Laie ist man versucht, in der letzten Frage das zentrale Thema zu vermuten. Schließlich sind die Kirchen die letzten Arbeitgeber, die sich noch in die Privatangelegenheiten ihrer Angestellten einmischen dürfen. Tatsächlich aber ist von Verfolgte-Randgruppen-Paranoia nicht viel zu spüren. Private Glaubenskonflikte stehen gerade für Katholiken und Angehörige evangelischer Freikirchen, die statt der Schere im Kopf mit einem ganzen Reißwolf ausgerüstet sind, im Vordergrund.
So fruchtbar der Nährboden der christlichen Symbolik auch für sadomasochistische Vorstellungen ist: Mit einer Umsetzung außerhalb offizieller Passionsspiele tut man sich dann doch immer noch schwer. Die Verbindung zwischen Religion und SM ist, von den Flagellantensekten des Mittelalters bis zum verbotenen „Masochismus ist heilbar“-Aufkleber mit dem gekreuzigten Heiland, immer wieder postuliert worden. Ein kausaler Zusammenhang scheint dann aber – abgesehen von der sozialethisch desorientierenden Wirkung einer Beschäftigung mit Heiligenlegenden – wohl doch nicht belegbar.
Die Beweggründe des Arbeitskreises sind dann auch eher pragmatischer Natur: „Mit meinen christlichen Freunden kann ich mich nicht über SM unterhalten, und mit SMlern nicht über meinen Glauben“, erklärt Anna, die Initiatorin, und Susanne fügt hinzu: „Dass ich SMlerin bin, weiß so ziemlich jeder, und das stört auch keinen. Dass ich religiös bin, so ein bisschen wenigstens, weiß kaum jemand. Ich glaube, da würde ich auch schräg angesehen.“
Wer zwei Randgruppen angehört, muss eben beide Wangen hinhalten: „Da es auf die Dauer auch langweilig wird, sich nur über SM zu unterhalten“, heißt es im Programm, „wird es auch Zeiten geben, in denen dieses Thema in den Hintergrund rückt, und dafür mehr über den Glauben geredet wird.“
Ein bisschen peinlich ist es mir ja schon, mit anzuhören, wie andere sich ganz offen über ihre religiösen Neigungen unterhalten. Religion ist schließlich eine intime Angelegenheit. Und beim Zuhören fragt man sich unweigerlich: Wie kann denn so was Spaß machen? In kalten Gemäuern knien, sich gehorsam einem fremden Willen unterwerfen, büßen womöglich und dann immer diese Folterdarstellungen vor Augen? Zum Glück ist die Teilnahme an wirklich bizarren Praktiken wie dem Absingen von Kanons vor dem Essen ja freigestellt.

Von diesem ersten Artikel über unsere Truppe fühlen sich zwar nicht alle von uns unbedingt so dargestellt, wie wir uns sehen, aber es ist der erste Bericht und ziemlich amüsant. Er entstand nach unserem ersten Bundestreffen in Berlin